Sonntagmittag

die Grundidee: Menschen, die in der Gesellschaft oft hin runterfallen, an Leib und Seele auftanken lassen

Für die einen bedeutet der Winter: ein warmer Ofen, Gemütlichkeit, Gemeinschaft. Für die anderen bedeutet der Winter: Kälte, Krankheit, Einsamkeit. Das gleiche gilt für Sonntage: die einen genießen nach dem Ausschlafen ein gemütliches Frühstück, sie nutzen den freien Tag für Unternehmungen mit Familie oder Freunden, man geht ins Café oder Restaurant, andere laden sich Gäste ein. Wer wenig finanzielle Mittel besitzt und kein schönes Zuhause, der bleibt sonntags oft allein. Öffentliche Orte sind geschlossen, ebenso die meisten Anlaufstellen von Hilfsprojekten.

Für viele Menschen ist der Sonntagmittag, der von 11 bis 13 Uhr im Trinitatishaus der Kirchgemeinde Johannes-Kreuz-Lukas geöffnet hat, eine wichtigen Möglichkeit, sich sonntags zu treffen, miteinander eine Tasse Tee oder Kaffee zu trinken, Gemeinschaft zu pflegen, zu spielen – und ab 12 Uhr eine vollwertige warme Mahlzeit zu sich zu nehmen.

Die Idee für unser Projekt nahm im Sommer 2022 Gestalt an, als die Energiepreise stetig stiegen und im Arbeitskreis „anders wachsen“ die Sorge wuchs, dass viele Menschen die zunehmenden Kosten kaum noch bewältigen könnten. In Abstimmung mit der Kirchenbezirkssozialarbeit entwickelte sich daraufhin im Herbst 2022 das Konzept für den „Sonntagmittag“. Die Antragstellung für Fördermittel der Diakonie im Rahmen des #wärmewinters erfolgte im Winter 2022/23. Der zentrale Gedanke war, die vorhandene Restwärme des Gottesdienstraums zu nutzen, um Menschen aus der Zielgruppe einen warmen Ort sowie Kaffee, Tee und Gebäck – später auch eine warme Mahlzeit – anbieten zu können. Mit großem Engagement entstand so ein Angebot für von Armut und Einsamkeit betroffene Menschen, das die sonntägliche Mittagszeit füllt.

Anfangs wurde das Angebot nur von wenigen Gästen wahrgenommen, doch schon bald stabilisierte sich die Zahl auf etwa 20 Personen. Inzwischen erreicht der Sonntagmittag jeweils zwischen 25 bis 35 Besucherinnen und Besucher. Auffällig ist, wie wohl sich die meisten Gäste im Kirchenraum fühlen: Am hinteren Ende des Saales stehen sechs liebevoll gestaltete Tische, die zu einem gemütlichen Verweilen einladen, im Altarraum brennen die Kerzen. Mittlerweile werden zusätzlich weitere Tische im Vorraum hergerichtet, da der Platz im Kirchsaal nicht mehr ausreicht. Die gemeinsame Zeit ist geprägt von zahlreichen Gesprächen und einem wertschätzenden Miteinander, in dem man aufeinander Acht gibt und sowohl Freude als auch Sorgen miteinander teilt. Das Angebot, Gesellschaftsspiele zu nutzen, wird gelegentlich angenommen. Manche Gäste kommen bereits vor dem Essen und nehmen zunächst am Gottesdienst teil.

Beim Essen wird Wert darauf gelegt, dass möglichst mit frischen Produkten gekocht wird, die bestenfalls saisonal und bio sind. Der ausgeschenkte Kaffee strammt aus dem fairen Handelt. Die Speisen sind vegetarisch oder vegan, was z.B. von den muslimischen Gästen sehr geschätzt wird. Anfallende Reste können die Gäste in geschlossenen Behältern mit nach Hause nehmen. So geht das Nachhaltigkeitskonzept auf. Soziales Engagement wird mit ökologischem Anspruch umgesetzt. Das machte dieses Projekt zu einem vielfältigen Lernort für alle Beteiligte.

Das Projekt „Sonntagmittag wurde in den Wintern 22/23, 23/24 und 24/25 durchgeführt und im Rahmen der Aktion Aktion #wärmewinter durch die Diakonie Sachsen gefördert. In den Sommermonaten des Jahres 2025 konnte der Sonntagmittag einmal monatlich angeboten werden. Im Jahr 2026 wird das Projekt durch die Ehrlichsche Schul- und Armenstiftung gefördert. Herzlichen Dank dafür!

das läuft heute:

Im Winter 25/26 geht der Sonntagmittag nun in die vierte Runde. Vom 30. November bis zum 29. März wird der Kirchsaal in der Fiedlerstraße 2 wieder zu einer Wärmestube und zu einem Ort, an dem man an Leib und Seele auftanken kann.

Um dieses Angebot wieder für vier Monate aufrecht halten zu können, werden eine Reihe von Mitarbeitenden gebraucht. Wer also Zeit und Lust hat sonntags Gastgeber zu sein und unseren Gästen eine angenehme Atmosphäre zu bieten, wer gerne kocht und vor großen Mengen nicht zurück schreckt, wer kommunikationsfreudig ist und gern Kontakt zu fremden Menschen aufbaut, wer gern auch mal die Spülbürste schwingt und Töpfe schrubbt … ist herzlich eingeladen, unser Team zu ergänzen. Mehr Informationen gibt es bei der Projektkoordinatorin Kerstin Göpfert ( kerstin.goepfert@evlks.de )

das braucht es:

  • ein Team von Mitarbeitenden, dass Freude an der Begegnung mit Menschen hat und gern mit zupackt – darunter sollten einige auch gerne kochen und vor großen Mengen nicht zurückschrecken
  • mind. eine Person, die sich um die Koordination kümmert, einkauft, abrechnet, Werbung erstellt …
  • eine Küche, die dafür ausgelegt ist, für größere Gruppen zu kochen (ein 4-Plattenherd kommt schnell an seine Grenzen …)
  • genügend Geschirr und Besteck, Brettchen, Messer, Töpfe, Schüsseln, Mixer …
  • einen gastlichen Ort, der im Winter gut geheizt werden kann, mit ausreichend Sitzplätzen an Tischen
  • sanitäre Einrichtungen, die genutzt werden können

das ist gut gelaufen:

Schon nach kurzer Zeit wurde der „Sonntagmittag“ von vielen Gästen sehr regelmäßig besucht. Das zeigt, dass es Ihnen gut gefällt und auch schmeckt. Zum Stammpublikum kommen aber immer wieder auch neue Gäste hinzu. Das Angebot spricht sich rum, auch wenn in den letzten Monaten kaum noch Werbung dafür gemacht wurde. Die gemeinsame Zeit ist meistens von einem friedlichen Miteinander geprägt. Dazu trägt sicherlich auch der Kirchsaal als Ort des Zusammentreffens mit bei. Im Laufe der Jahre haben sich gute Kontakte entwickelt: unter den Gästen, aber auch zwischen Gästen und Mitarbeitenden.

Die Zahl der Mitarbeitenden ist im Laufe des Projektes kontinuierlich angestiegen. Das Team umfasst gut 20 Mitarbeitende zwischen ca. 25 und 75 Jahren. Einige haben sich nach einer Saison wieder verabschiedet. Aber vor allem über das Portal der Bürgerstiftung „Ehrensache Jetzt“ konnten immer wieder neue Menschen dazugewonnen werden. Einige Personen mit Migrationshintergrund nutzen das Projekt, um Kontakte zu knüpfen und deutsch zu lernen. Alle wurden herzlich aufgenommen und konnten gut ins Projekt integriert werden. In der Advents- und Weihnachtszeit stoßen ein paar Konfirmand:innen im rahmen ihres Gemeindepraktikums zum Team hinzu und helfen beim Schnippeln in der Küche oder bei der Essensausgabe.

Über das Projekt kommen Menschen mit der örtlichen Kirchgemeinde in Kontakt, die sonst nur sehr sporadisch oder überhaupt keinen Kontakt zur Kirche pflegen. Das gilt für Mitarbeitende, wie auch für Gäste. Mit dem Projekt erleben sie, dass Kirche sich nicht nur um sich selber dreht, sondern auch dem Auftrag gerecht wird, sich für Bedürftige und Marginalisierte einzusetzen. Einige haben auf diese Weise zum Sonntagsgottesdienst gefunden und besuchen diesen oder auch den monatlichen „Guten Abend“-Gottesdienst.

das forderte heraus:

Da der Sonntagmittag direkt im Anschluss an den Sonntagsgottesdienst stattfindet, kommt es zu Begegnungen zwischen Gemeindegliedern und Sonntagmittagsgästen beim Kirchencafé. Hier ist feststellbar, dass die Mitglieder der Gemeinde oft nicht lange verweilen. Sie haben die Chance der Begegnungen für sich nicht verstanden und fremdeln mit dem Projekt, auch noch nach gut drei Jahren.

Wärend es anfangs oft mühsam war, sonntags genügend Mitarbeitende für einzelne Sonntag zusammenzubringen und oft spontane Absagen zu Engpässen führten, stabilisierte sich die Zahl der wöchentlichen Mitarbeiter im Laufe der Zeit.

Als größte Herausforderung hat sich die Gemeindeküche erwiesen, die nur mit einem einfachen E-Herd und einer etwas in die Jahre gekommenen Spülmaschine ausgestattet ist. Mit zunehmender Gästezahl braucht es mehr organisatorisches Geschick, die Gerichte mit den vorhandenen Mitteln kochen zu können. Die Kapazitätsgrenzen der Küche sind inzwischen erreicht. Die Bitten, die Küche mit besseren Geräten auszustatten, wurden von den Verantwortlichen der Gemeinde wenig beachtet.

Mehr Nähe zu den Nachtcafés in Dresden wird angestrebt. Durch die Zielgruppe, die in Teilen deckungsgleich ist, gibt es ähnlich gelagerte Schwierigkeiten im Umgang mit den Gästen. Hier besteht der Wunsch, bei den Schulungsformaten mit teilnehmen zu können.

Kooperationspartner:

Die Finanzierung des Projektes lief drei Jahre lang über die Diakonie Sachsen, die die Mittel von der Aktion #wärmewinter verwaltete. Im Jahr 2026 kommen die Fördergelder von der Ehrlichschen Schul- und Armenstiftung. Der Kontakt zu vielen Mitarbeitenden entstand über das Ehrenamtsplattform „Ehrensache Jetzt“ von der Bürgerstiftung.


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Empfänger: Kassenverwaltung Dresden
Bank für Kirche und Diakonie
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BIC: GENODED1DKD
Verwendungszweck: RT 0935.03.2100.01. Sonntagmittag