Individuell

Und wie kann ich selbst „anders wachsen“?

Anders wachsen kann Vieles bedeuten. Anders zu wachsen heißt aber vor allem, Fragen zu stellen: Welche Sichtweisen, welche Lebensweisen und welche Glaubensmuster gibt es auf unserer Erde? Welche Welten, welche Strukturen, welche Teile dieses gewaltigen Puzzles kenne ich wirklich? Was davon bin ich, was will ich sein? Welcher Kompass soll mir meine Richtung weisen? Will ich es wagen, mir Bekanntes zu hinterfragen, mich auf den Weg zu machen, aufzubrechen, Türen zu öffnen? Was bedeutet dies, was werde ich finden? Will ich lernen, Gefundenes anzunehmen statt es einzuordnen und zu bewerten? Steht mir eine Bewertung überhaupt zu? Wer bin ich, was weiß ich? Was muss ich wissen, was muss ich haben, was muss ich tun, um gut leben zu können? Was muss ich wissen, was muss ich haben, was muss ich tun, damit andere gut leben können? Was will ich wissen, was will ich tun, was will ich haben? Was bedeutet es, „gut“ zu leben? Welche Rolle spielen Kreisläufe des Werden und Vergehens des Menschen als Teil der natürlichen Schöpfung für ein gutes Leben?

Auf Ihrer ganz persönlichen Reise, anders zu wachsen, werden Ihnen viele Fragen begegnen. Sie werden Menschen begegnen und nie vollständige Antworten auf Ihre Fragen finden. Sie werden ins Wanken geraten. Mal werden Sie nahe daran sein, Ihren Weg aufzugeben und zu Gewohntem zurückzukehren, mal werden Sie in vollem Tatendrank freudig Alternativen ausprobieren. Manches kann zu einer neuen Gewohnheit werden, anderes werden Sie wieder fallen lassen. All das ist okay. Sie werden persönliche und gesellschaftliche Widersprüche, Sackgassen und Zielkonflikte aufdecken und erleben. Erlauben Sie sich, damit kreativ und furchtlos umzugehen. Und vergessen Sie zwei Dinge nicht: Sie gehen niemals alleine.

An dieser Stelle möchten wir Ihnen stichwortartig noch einige praktische Tipps für diesen Weg mit an die Hand geben:

Suffizienz/Minimalismus

  • Sich Zeit für sich und andere nehmen – spazieren gehen, lesen, selber Geschichten schreiben, gemeinsam spielen, kochen etc.
  • Zeit statt Zeug schenken oder Geschenke selbst herstellen. Hier findet ihr z.B. gute Tipps!
  • Etwas „Bodenständiges“ tun, wie z.B. Lebensmittel im Garten/auf dem Balkon selbst anbauen
  • Selbst reparieren – Repair Cafés repaircafe.org  reparatur-initiativen.de 
  • Eine Sache, die gut tut, regelmäßig als festes Ritual praktizieren. Tipps dazu gibt bspw. das Buch „Was im Alltag gut tut“ von Anselm Grün, ausleihbar in den Bibliotheken
  • etc.

Ernährung

  • an einer solidarischen Landwirtschaft (z.B. SoLawi Schellehof) oder einer Verbrauchergemeinschaft (z.B. VG Dresden) beteiligen
  • Weniger tierische Produkte essen
  • Regionales statt weit gereistes „SuperFood“
  • Saisonal essen oder Lebensmittel selbst konservieren
  • Fair gehandelte Waren kaufen, gerade wenn es um Schokolade, Kaffee oder Tee geht
  • Bienenwachstücher statt Alufolie nutzen
  • FairTeiler/Foodsharing nutzen
  • Wie packe ich meinen Kühlschrank?
  • Wasser aus dem Hahn statt in Plastikflaschen
  • Gemüse und Kräuter auf dem Fensterbrett oder Balkon selber ziehen
  • Essbare Landschaften! Obststräucher und Bäume an Straßen und Wegen zu finden auf „Mundraub“.
  • Auch Wildkräuter sind weit verbreitet: Löwenzahn, Brennessel, Bärlauch, Giersch, …
  • etc.

Müllvermeidung

  • Möglichst verpackungsfrei einkaufen
  • Mehrwegverpackungen oder -Verpackungssysteme bevorzugen (z.B. Pfandgläser, Online-Einkauf bei Anbietern mit Mehrweg-Versandsystem wie z.B. Memo
  • Verpackungen weiter nutzen (z.B. Klopapierverpackung als Mülltüte nutzen)
  • Dinge reyceln oder/und upcyceln (z.B. aus kaputter Stoffhose einen Kissenbezug nähen (lassen), ein leeres Joghurtglas im Unverpacktladen auffüllen, einen leeren Deoroller mit selbstgemachtem Deo erneut befüllen, z.B. mit einem Rezept auf Smarticular)
  • etc.

Konsum

  • Kleidung: lieber langlebig und fair hergestellt als Fast Fashion
  • Tauschen statt kaufen, Besitz mit anderen teilen (nebenan.de , Kleiderkreisel, tauschticket.de, Ebay-Kleinanzeigen, …)
  • Leihangebote nutzen statt neu kaufen (z.B. städtische Bibliotheken, auch Hochzeitskleider können geliehen werden)
  • etc.

Mobilität und Reisen

  • Lieber zu Fuß oder Rad statt Zug oder Bus, lieber Zug oder Bus statt Auto, lieber Auto als Flugzeug
  • In der Stadt das Fahrrad oder den ÖPNV nutzen statt das Auto
  • Fahrgemeinschaften bilden, wenn ihr mit dem Auto fahrt (z.B. über BlaBlaCar)
  • Entfernung zum Urlaubsort verringern, Deutschland und Europa bieten wunderbare, abwechslungreiche Ziele. Hochwertige Dokumentationen (z.B. ARTE) über ferne Orte ermöglichen „geistige Reisen“.
  • etc.

Gesundheit und Hausmittel

  • Kosmetik ohne Mikroplastik, Erdöl, Tenside… oder Tierversuche (Apps CodeCheck und ToxFox)
  • Feste Seife und Shampoo, oder Seife selbst machen (Ideen z.B. auf Smarticular)
  • Unverpackte Zahnputztabletten statt Zahnpasta aus Kunststofftube
  • Ökologisch reinigen wenn möglich mit Hausmitteln wie Zitrone, Essig, Kernseife, Natron und Soda. Rezepte dazu bspw. auf Smarticular. Bei Kauf Ökolabel beachten
  • etc.

Tauschökonomie

  • tauschen, verleihen, vermieten, teilen
  • Carsharing (z.B. über BlaBlaCar)
  • Nachbarschaftsplattformen (nebenan.de, für Werkzeuge: fairleihen.de (Berlin), depot-leipzig.de (Leipzig),
  • das Zuhause mit Reisenden teilen oder selbst auf der nächsten Reise nutzen. Z.B. Couchsurfing oder WarmShowers
  • Erfahrungen teilen, Wissen teilen (z.B. auch auf YouTube zu allen möglichen Themen, falls ihr keine Person mit genau den benötigten Kenntnissen kennt)
  • etc.

Energie und Digitalisierung

  • Ökostrom — Achtung! Auch Anbieter von Ökostrom investieren oft noch in fossile Energie, lieber Anbieter suchen, die sich komplett von Atomkraft, Kohle und Erdgas abgekoppelt haben. Eine Übersicht findet ihr hier.
  • Richtig heizen, lüften und dämmen
  • Streamen vermeiden 
  • Ecosia oder Gexsi statt Google
  • Geräte auch mal ganz ausschalten statt auf Standby (Tipp: Steckerleiste mit Kippschalter) oder gleich den Stecker ziehen (Wasserkocher, Föhn, bei 2 Wochen Urlaub auch mal Kühlschrank abtauen, spart doppelt Energie)
  • Achtung: Ökowaschgänge bei der Waschmaschine oder dem Geschirrspüler brauchen länger und können die Lebensdauer der Geräte verkürzen. Nutzung dennoch sinnvoll, wenn ab und zu mit höherer Temperatur gewaschen wird (min. 60°C).
  • etc.

Umwelt und Naturschutz

  • Bienen- und insektenfreundliche Blumen und Pflanzen säen; Tipps dazu gibt z.B. der NABU
  • Permakultur statt Monokulturen; Fruchtfolgen, die dem Boden Nährstoffe geben und ihn auch ruhen lassen
  • Wiese auch mal stehen lassen statt regelmäßig mähen
  • im Herbst den Garten nicht „aufräumen“, so können Tiere wie der Igel Unterschlupf finden
  • Bienen- oder Insektenhotel, eine Vogeltränke aufstellen
  • GANZJÄHRIG Vögel füttern! Wie es richtig geht, zeigt z.B. das Buch Vögel füttern – aber richtig von P. Berthold & G. Mohr, ausleihbar in den Bibliotheken
  • Keine Pflanzenschutzmittel verwenden, sondern auf natürliche Nützlinge setzen. Schnecken können mit dichten Schafwollmatten ferngehalten werden.
  • etc.

Politik und Gesellschaft

  • Sehen Sie sich als aktiven Teil unserer nationalen und globalen Gesellschaft. Wir haben das nicht selbstverständliche Glück, in einer Demokratie zu leben. Machen Sie etwas daraus!

Und zu guter Letzt…

  • Zeit. Nehmen Sie sich Zeit für das, was Sie tun. Für das Mühselige und für das Schöne.