Beschaffung nach sozial-ökologischen Kriterien
die Grundidee: die Gemeinde übernimmt Verantwortung für ihr eigenes Konsumieren und richtet dieses nach sozial-ökologischen Kriterien aus
Kirchgemeinden sind nicht nur Orte des Lebens und Glaubens, sondern auch bedeutende Wirtschaftsbetriebe. Gemeinsam geben kirchliche Einrichtungen, Gemeinden und Verbände in Deutschland jährlich etwa 60 Milliarden Euro aus – sie sind damit der zweitgrößte Beschaffer nach dem Staat. Diese immense Kaufkraft bietet die Chance, aktiv zur Bewahrung der Schöpfung und zu einer gerechteren Welt beizutragen.
Eine Beschaffungsordnung für Johannes-Kreuz-Lukas
Mit diesem Ziel vor Augen wurde eine Beschaffungsordnung für die Kirchgemeinde Johannes-Kreuz-Lukas erarbeitet und im Oktober 2024 vom Kirchenvorstand beschlossen. An dem Prozess waren Mitarbeitende der Gemeinde, aber auch die Projektkoordinatorin von „anders wachsen“ Kerstin Göpfert, der Arbeitskreis „anders wachsen“ und Mitarbeitende des ÖIZ in Dresden beteiligt. Dabei orientiert sich die neue Beschaffungsordnung an der Beschaffungsrichtlinie der Ev. Luth. Landeskirche Sachsens. Sie ist die Willenserklärung und Selbstverpflichtung, alle Kaufentscheidungen und Dienstleistungsverträge künftig auf Basis von sozial-ökologischen Kriterien zu treffen.
Nachhaltigkeit, Fairness und soziale Verantwortung
Die Beschaffungsordnung verpflichtet die Gemeinde, bei allen Anschaffungen und Vergaben auf folgende Aspekte zu achten:
– Nachhaltigkeit: Biologische und ökologische Produkte tragen dazu bei, die natürlichen Ressourcen zu bewahren und die Umwelt zu schonen.
– Fairer Handel: Mit fair gehandelten Produkten fördern wir gerechte Arbeitsbedingungen und menschenwürdige Einkommen weltweit.
– Einhaltung der Menschenrechte: Wir achten darauf, dass weder Ausbeutung noch Kinderarbeit oder andere Menschenrechtsverletzungen unterstützt werden.
Was bedeutet das konkret?
Die Beschaffung der Kirchgemeinde wird nun schrittweise umgestellt. Bei Gemeindeveranstaltungen werden vorwiegend biologisch, regional und saisonal produzierte Lebensmittel angeboten. Büromaterial und Reinigungsmittel werden nach ökologischen Kriterien ausgewählt. Es wird überwiegend auf recyceltem Papier gedruckt… Bei größeren Projekten sind Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit zentrale Vergabekriterien.
Eine Steuerungsgruppe „Beschaffung“ begleitet den Prozess der Umstellung und kümmert sich um die konkrete Umsetzung.
das läuft heute:
Die Steuerungsgruppe Beschaffung berät weiterhin, an welchen Stellen in der Gemeinde Verbesserungen in der Beschaffung vorgenommen werden können. Die Mitarbeitenden werden angehalten, möglichst ökofaire Produkte zu beschaffen. Eine zentrale Beschaffung über die Hauptverwaltung wird angestrebt und z.B. monatlich , nach einer Abfrage bei allen Mitarbeitenden per Mail, eine Bestellung über den Memo-Versand getätigt.
das ist gut gelaufen:
Der Prozess zur Erstellung der Beschaffungsordnung wurde von den Mitarbeiter:innen des ÖIZ begleitet. Es gab eine Umfrage unter den Mitarbeitenden und einen Klausurtag zum Thema Beschaffung. Der Arbeitskreis „anders wachsen“ wurde in den Prozess mit eingebunden. Die erstellte Beschaffungsordnung wurde vom Kirchenvorstand nach kurzer Diskussion und mit kleinen Änderungen angenommen. Zeitnah wurde z.B. der Gemeindebrief so umgestellt, so dass er nun auf Recyclingpapier gedruckt wird und den blauen Engel trägt. Gut funktioniert auch die monatliche Abfrage bei den Mitarbeitenden.
das fordert heraus:
Weder der Prozess zur Erstellung der Beschaffungsordnung, noch die nachfolgende Umsetzung haben in der Gemeindeleitung eine hohe Priorität. Daher geschieht die Umsetzung nur zaghaft und halbherzig. Die Treffen der Steuerungsgruppe finden nur sporadisch statt. So wurden einige entscheidende Produktgruppen bislang kaum in ihrer Beschaffung umgestellt, da die Direktive aus der Gemeindeleitung fehlt und die entsprechenden Mitarbeiter die Umsetzung blockieren.
Kooperationspartner:
Die Mitarbeitenden des Ökumenischen Informationszentrum in Dresden e.V. (ÖIZ ) haben den Prozess der Erarbeitung einer Beschaffungsordnung begleitet.