Alles spielt!
In einer beschleunigten und einer ökonomischen Logik folgenden Welt wird das zwanglose Spiel allzu oft verdrängt. Als Kind spielten wir noch täglich. Später aber fühlten wir uns mehr und mehr verpflichtet, gestresst, in unserer Freiheit eingeschränkt. Könnte es sein, dass wir den spielerischen Umgang mit dem Leben verlernt haben? Wie dem auch sei: wir sollten viel öfter spielen! Es ist uns ureigen. Spielen ist Entwicklung, Begegnung, Kreativität, Lernen, Erfahrung und Entschleunigung. Wer spielt, konsumiert nicht. Wer spielt, benutzt nicht. Wer spielt, erlebt Begegnung auf Augenhöhe, kann gemeinsam eintauchen in vielfältigste Welten und sogar dem Leben immanente Triebe ausleben, die im realen Leben schadhaft wären. Spielen spricht eine Sprache, Spielen ist grenzenlos. Spielen öffnet Räume unbedingter Sinnhaftigkeit, auch wenn kein Zweck dabei verfolgt und kein Nutzen avisiert wird. Spielerisch ist der Tanz, die Musik, die Gedanken – und auch das gewöhnliche Spiel am Tisch: das Gesellschaftsspiel.
Im Schöpfungshymnus Spr 8,22-31 bekennt die Weisheit, wie sie schon bei der Erschaffung der Welt dabei war und „allezeit vor ihm (Gott) spielte“. Ist Spielen also Weisheit?
Theologe Hugo Rahner zeigt, dass es dem frommen Menschen durchaus möglich ist, sich vor dem Horizont des Göttlichen als Wesen zu verstehen, das sich in Spielräumen erproben darf, das keinem Zweck genügen muss. Ur-Intuition von Martin Luther war, die Freiheit gerade darin zu erkennen, auf Gottes Gnade vertrauen zu dürfen. Dies ermutigt uns, dem Leben mit spielerischem Geist zu begegnen: Das Leben hat – wie jedes gute Spiel – seinen Sinn und Zweck allein in sich. Und irgendwann findet das irdische Dasein eines jeden ein Ende – welch Glück für das Spiel, denn kann es nicht nur aus diesem Grunde überhaupt existieren? Welch großes Glück muss diese Grenze dann für uns sein? Sie erst lässt uns das Leben spielerisch annehmen, sofern wir es als das begreifen.
Kirche ist und kann Ort vielfältigen Spiels sein: Musik und das tagtägliche Erproben von Gemeinschaft in kreativen Formen beispielsweise. Vom Frühjahr 2023 bis zum Frühjahr 2024 konnte im Jugendzentrum Jugendkirche und im Stadtteilladen eine weitere spielerische Komponente, die des „Gesellschaftsspiels“, gemeinschaftlich erlebt werden. In dieser Zeit gab es eine Kooperation zwischen dem Jugendtreff Trini und den Brettspielhelden Dresden, die unterschiedlichste Menschen und insbesondere Jugendliche im Gesellschaftsspiel zusammenbringen konnte. Speziell für Senior:innen wurde in Kooperation mit der Seniorenarbeit der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Johannes-Kreuz-Lukas das Angebot „SPIELspass 60+“ ins Leben gerufen. Es ist ein offenes Angebot im Stadtteilladen.
Inzwischen haben die Brettspielhelden in der Ludothek in der Johannstadthalle ein neues Domizil gefunden. Jeden Montag und jeden Freitag besteht dort die Möglichkeit ab 18.30 Uhr Brettspiele aus der reichhaltigen Sammlung zu spielen. Für Familien gibt es an jedem zweiten und vierten Sonntag in der Zeit von 14-18 Uhr das Angebot eines Familienspieletreffs. Mehr Infos dazu gibt es unter brettspielhelden-dresden.de.
Das Angebot „SPIELspass 60+“ wurde im Frühjahr 2024 wieder eingestellt, da es zu wenig genutzt wurde.
Am 02. Juni 2023 fand das große Sommerspielfest statt, welches durch viele Akteure aus ganz Dresden bereichert wurde. Neben uns, der offenen Jugendarbeit und den Brettspielhelden Dresden waren u.a. auch die Ev.-Luth. Kirchgemeinde Johannes-Kreuz-Lukas, die KulturLoge Dresden, der Johannstädter Kulturtreff, das Ökumenische Informationszentrum und der Kiesel e.V. am Start!