FairTeiler
Grundidee: Lebensmittel retten und allen zugänglich machen
Mit dem Lebensmitteltauschschrank „FairTeiler“ probieren wir aus, wie es sich tatsächlich anfühlt geldfrei und ohne jegliche Gegenleistung Lebensmittel zu erhalten und abzugeben. Zudem begegnen wir damit der unglaublichen Lebensmittelverschwendung, die inzwischen in unserem Land gang und gäbe ist.
Zwischen 10 und 20 millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich allein in Deutschland im Müll – rund 40 Prozent davon kommen aus Privathaushalten. Aber wenn es Orte gäbe, an denen man die Scheiben Brot, die man nicht mehr vor dem Wochenendausflug schafft zu essen, mit anderen teilen könnte – oder wenn auch Märkte ihre Waren, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben und deswegen nicht mehr verkauft werden dürfen, anderweitig weitergeben würden, könnten wir bis zu 58 Prozent der Lebensmittel, die momentan im Müll landen, retten!
Die Idee stammt vom Berliner Verein foodsharing e.V.. Inzwischen ist die Idee des Essen Teilens zu einer internationalen Bewegung mit über 200.000 registrierten Nutzer*innen in ganz Europa angewachsen.
das läuft heute:
Der Fairteiler ist für viele Menschen, die regelmäßig am Trinitatishaus vorbeikommen, ein selbstverständlicher Anlaufpunkt. Zugegebenermaßen: Es ist meist nicht viel drin im Fairteiler. Das liegt aber vor allem daran, dass Lebensmittel, die noch gut sind, schnell wieder mitgenommen werden.
das braucht es:
- mind. einen geschlossenen Schrank oder Kühlschrank, in dem Lebensmittel so aufbewahrt werden können, dass sie nicht der Witterung und auch nicht streunernden Tieren ausgesetzt sind
- ggf. einen Stromanschluss, um einen gekühlten Fairteiler betreieben zu können
- Putzzeug zum Reinigen des Schrankes
- Menschen, die sich regelmäßig um die Sauberkeit der Schränke kümmern und verdorbene Lebensmittel entsorgen
das ist gut gelaufen:
Der Fairteiler hat sich gut etabliert. Die Ehrenamtlichen kümmern sich gut um den Fairteiler und sorgen für die nötige Sauberkeit. Gerade Menschen mit geringem Einkommen freuen sich über die Möglichkeit, kostenfrei an Lebensmittel heranzukommen. Die Erntedank-Gaben der Gemeinde werden über den Fairteiler weitergegeben und finden freudige Abnehmer.
das forderte heraus:
Aufgrund der Nähe zur Elbe gibt es gelegentlich in der Johannstadt ein Rattenproblem. Das erfordert, dass die Lebensmittel wirklich nur im Schrank gelagert werden, damit die Nager nicht zusätzlich angelockt werden. Ab und an werden Lebensmittel im Fairteiler eingelagert, die nicht mehr verzerrbar sind (verwelktes oder faules Obst und Gemüse) bzw. nicht weitergegeben werden dürfen (geöffnete Behältnisse, verarbeitete Lebensmittel …). Das erfordert ein regelmäßiges Aussortieren. Einmal wurde ein Kühlschrank geklaut. Der musste ersetzt werden. Ebenso wurden bereits Boxen und Bretter entwendet. Mehrfach wurde der Putzschrank aufgebrochen.
Kooperationen
In Kooperation mit Freiwilligen von Foodsharing Dresden und mit der Unterstützung des Projekts Nachhaltige Johannstadt 2025 konnte im Januar 2020 zunächst einen ungekühlten Schrank zum Austausch von überflüssigen Lebensmitteln aufgestellt werden. Im Mai 2020 ist dank einer Spende der Dresdner Tafel sogar ein Kühlschrank dazu gekommen. Gemeinsam mit den Ehrenamtlichen von foodsharing e.V. kümmert sich die Gemeinde Johannes-Kreuz-Lukas um die Betreuung, die Reinigung und Pflege der Schränke.
Eine Kurzgeschichte vom Segen
Es ist ein sommerlicher Nachmittag und ich warte vor dem Gemeindehaus auf zwei Konfirmanden, mit denen ich mich zum Gespräch im Garten verabredet habe. Da sehe ich diesen älteren Herrn die Treppe runter zum Fair-Teiler unserem Lebensmittelrettungsschrank huschen. Ich kenne ihn schon, da er mehrmals die Woche vorbeischaut, flinken Fußes, um zu schauen, ob was da ist. Letztens hatten wir auch ein kurzes Wort gewechselt. Ich hatte mich ihm vorgestellt, damals war er eher wortkarg. Umso überraschter bin ich, als er auf mich zustürmt und ein Redeschwall aus ihm herausbricht. Er wollte mir das immer schon mal sagen, dieser Lebensmittelschrank sei eine tolle Sache, auch wenn nicht immer was drin ist, aber sehr oft würde er was Leckeres finden. „Es ist immer eine Überraschung, vor allem aber eine große Abwechslung.“ meint er und zählt auf, was er alles neues entdeckt und neu probiert hat. Es sei wie einkaufen und er hätte sich noch nie so abwechslungsreich ernährt wie in den letzten Wochen seitdem er hier vorbeikommt. „Diese Sache mit dem Schrank, dass ist wirklich ein Segen Herr Pfarrer.“ Ich bin sprachlos über diese Wortwahl und fühle mich gesegnet. Ja ein Segen ist dieser Schrank in der Tat, da er Begegnungen ermöglicht, die vorher nicht denkbar waren. Der Mann ist schon davongehuscht . Innerlich gebe ich ihm den Segen weiter: „Auch dich will ich segnen und du sollst ein Segen sein.“
Tobias Funke




