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Erntedank, Zeitgeschehen & Zukunft


1. September 2022

Die vergangenen Monate waren für die Landwirtschaft eine besondere Herausforderung. Der Angriffskrieg auf die Ukraine trieb die Lebensmittelpreise in die Höhe, da die Preise für Dünger und Pestizide durch die Reaktionen „des Marktes“ auf den drohenden Mangel an Energie (v.a. Gas) stiegen. Wie viel davon ist Spekulation, wie viel reale Knappheit? Zu diesem Zeitpunkt schwer zu sagen. Hinzu kam die Trockenheit. Deutschlandweit fehlen bisher 40 Prozent der sonst im Sommer üblichen Niederschläge. Wald- und Feldbrände machten Schlagzeilen. In einigen Regionen führten schlagartige Wetterumschwünge zu lokalen Totalausfällen der noch nicht eingebrachten Ernten. Und Deutschland ist nicht alleine. Die europäische Dürrebeobachtungstelle meldet eine Bedrohung der Hälfte des Gebiets der EU durch Dürre. Denken Sie zum Beispiel an die Po-Ebene in Italien. Selten aber hört man aus Ländern des Globalen Südens. Kenia beispielweise, oder Uganda, oder Tuvalu. Der von uns Menschen gemachte Klimawandel aber macht nicht vor Ländergrenzen halt. Er trifft besonders arme Menschen und Frauen, die global gesehen häufig im landwirtschaflichen Sektor arbeiten. Das ist ungerecht. Mir aber geht es eigentlich ganz gut. Bewirken kann ich eh nicht viel. Die Politik, der Staat muss handeln. Ich schiebe die Verantwortung gerne von mir. Das ist bequem. Manchmal aber nagt das Gewissen an mir, nennt mich gar Heuchler, denn vielleicht belüge ich mich selbst. Es drängen sich Fragen auf. Sind wir gemeinsam nicht Politik?

Vielleicht spüren auch Sie manchmal diesen Widerspruch: Sie möchten gerade zu dieser Zeit des Jahres Gott für die wunderbaren Früchte dieser Erde danken, sich Zeit für Genuss und Zusammensein nehmen. Andererseits wissen Sie um die Probleme im Zusammenhang mit der Erzeugung unseres Essens und der Genuss fällt Ihnen manchmal schwer. Wenn Sie das spüren, ist das gut. Sie begreifen. Und Sie können etwas tun. Setzen Sie sich ein kleines Ziel. Eine Landwirtschaft mit Zukunft setzt auf regionale Kulturpflanzenvielfalt und Felderbewirtschaftung in Kreisläufen. Sie vermindert ihren Beitrag zum Klimawandel deutlich. Sie bezahlt faire Löhne und gibt unserem Essen den Stellenwert zurück, den es als Grundlage unseres Lebens haben sollte. Dieses Jahr hat gezeigt, dass eine solche Landwirtschaft auch mit Dürren, Unwettern und anderen Krisen besser umgehen kann. Laut Erntebericht 2022 des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fuhren ökologisch und regional wirtschaftende Betriebe in Deutschland im Gegensatz zu konventionellen Betrieben keine Einbußen ein. Ihre Ernte steigerte sich im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2020 sogar um 47 Prozent. Ist das nicht eine Perspektive? Lohnt es nicht, dies zu unterstützen?

Vorschlag: Ab Oktober beteiligen Sie sich an einer lokalen Verbrauchergemeinschaft (in Dresden z.B. VG-Dresden). Oder Sie werden Mitglied einer Solidarischen Landwirtschaft. Oder Sie nehmen sich ab jetzt jeden Freitag Zeit, mit Ihren liebsten Menschen eine einfache, saisonal-regionale und hochwertige Kost gemeinsam zuzubereiten und zu genießen. Es gibt viele kleine und große Möglichkeiten. Setzen Sie sich ein spezifisches Ziel. Seien Sie realistisch. Überfordern Sie sich nicht. Befristen Sie Ihr Ziel erstmal zeitlich. Sie werden sehen, es ist gar nicht so schwer. Wenn es gut war, wird es Ihnen zukünftig noch leichter fallen, wenn Sie ihr Ziel zu einem Ritual machen. Und vielleicht haben Sie dann sogar Lust, eine weitere Idee auszuprobieren. In jedem Fall werden Sie merken: es tut gut. Und vielleicht werden Sie dabei auch die Gegenwart Gottes spüren.

Im aktuellen Gemeindeblatt haben wir auf schmackhafte Rezepte verwiesen, die Sie selbst mit Zutaten aus der Johannstadt herstellen können. Hier können Sie diese einsehen.